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Birkwild-Hegegemeinschaft

Aus dem Vereinsleben

Mitgliederversammlung, 28. April 2015

Die Mitglieder der Birkwildhegegemeinschaft Mitteleider sind zufrieden. Anlass zur Freude sind vor allem mehrere Sichtungen von Birkwild in der Region - leider nicht in Christiansholm. Die Birkwildhegegemeinschaft ist ein Zusammenschluss von 40 Jagdrevieren aus den Kreisen Dithmarschen, Rendsburg- Eckernförde und Schleswig-Flensburg. In einem 40 000 Hektar großen Areal wurde von Jägern in der Vergangenheit immer wieder Birkwild ausgewildert. Zudem wird der Lebensraum auf die Bedürfnisse des fast schon ausgestorbenen Tieres angepasst. So baut zum Beispiel der Landwirt Klaus Sievers aus Hohn (Kreis Rendsburg-Eckernförde) jedes Jahr schwarzen Hafer auf Wildäckern an. Doch nicht alle ausgewilderten Tiere überleben in der Natur, da sie Meist für Füchse oder Greifvögel eine willkommene Mahlzeit sind. Im vergangenen Jahr gab es jedoch einige erfreuliche Beobachtungen in Dellstedt, Lohe-Föhrden, Hohn, Owschlag und Alt Duvenstedt. In diesen Revieren ist Monate nach der Auswilderung noch Birkwild gesichtet worden. Das gibt den Jägern Hoffnung und bestärkt sie, ihre Arbeit fortzuführen. Während der Mitgliederversammlung der Hegegemeinschaft wurde der Ornithologe Carsten Dohm aus Felde zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er löste seinen Vorgänger Dr. Klaus-H. Baasch, Präsident des Landesjagdverbandes, ab. In Sachen Birkwild will Dohm künftig verstärkt mit Naturschutzverbänden und -behörden zusammenarbeiten. Als Beisitzer ist Rüdiger Matschull aus Bargstall für vier Jahre gewählt worden.

Birkwild im Königsmoor ausgewildert

Am Dienstag, 18. September 2012, sind in Christiansholm 38 Birkwildhühner und -hähne ausgewildert worden. Den Grundstein zu dieser Aktion hatte die Birkwild-Hegegemeinschaft im April gelegt, als die Jäger während der Jahresversammlung diesem Großprojekt die Zustimmung erteilten. Immerhin ist die Aktion nicht ganz billig. 150 Euro kostet so ein Tier. Mit einem Kleinbus sind Vertreter der Jägerschaft am Dienstag, 18. September, gegen Mittag ins niedersächsische Vechta gefahren. Aus einer Aufzuchstation sind die Tiere aus einer Voliere gefangen, in Kisten gepackt und gen Norden gefahren worden. 38 Vögel brachten die Jäger um Gerd Scharp und Birte Erichsen mit. Eigentlich hätten es doppelt so viele sein sollen, aber bei den Einfangversuchen hatten sich diverse Tiere leicht verletzt. Wenn die Hühner und Hähne wieder fit sind - das soll in etwa drei Wochen soweit sein -, bekommen auch sie in Christiansholm ein neues Zuhause in Freiheit. Die 38 Tiere, die bereits ausgewildert sind, wurden noch von Hans Dieter Martens, Vorsitzender des Landesverbandes für Eulenschutz, beringt. Sollte das gekaufte Birkwild eines Tages in Freiheit ums Leben kommen, und von den Christiansholmer Jägern gefunden werden, sind diese leicht zu identifizieren. Doch erst einmal hoffen alle, dass dieser Fall nie eintreten möge. Eigentlich gilt das Birkwild in Schleswig-Holstein schon fast als ausgestorben, obwohl er einst als Charaktervogel des Landes bezeichnet worden war. (siehe Bericht weiter unten!) Bis in die 1970-er Jahre durfte Birkwild noch von Jägern geschossen werden, das ist jedoch seit mehr als 40 Jahren verboten, weil die Population immer stärker zurückging. Hinzu kamen Veränderungen in der Landschaft. Moore wurde kultiviert und der Lebensraum des Birkwildes wurde immer stärker eingeschränkt. Eine Anpassung an die neuen Gegebenheiten war nicht mehr möglich. Die natürlichen Feinde (Fuchs, Marder und Greifvögel wie der Habicht) hatten leichte Beute. Die Schneekatastrophe im Winter 1978/1979 gab den Wildvögeln den Rest. Eigentlich baut sich das Birkwild unter den Schnee Höhlen und Gänge, um die harte Zeit zu überleben. Doch diese Schneemassen waren für die Bodenbrüter zu viel. Im darauffolgenden Frühjahr entdeckten die besorgten Jäger kaum noch Birkwild in ihren Revieren. Engagierte Waidmänner aus mehr als 40 Revieren gründeten daraufhin die Birkwild- Hegegemeinschaft Mitteleider. Christiansholm liegt mitten in diesem Landstrich, in dem das Birkwild einst heimisch war. Immer wieder versuchte Hegegemeinschaft durch Auswilderungsaktionen, die Population der Tiere zu retten. Oft geschah dies in Unwissenheit der Bevölkerung. Jetzt setzen die Jäger verstärkt auf Öffentlichkeitsarbeit. Ein Grund sicher auch für die Verantworlichen der Kieler Volksbank, die jüngste Auswilderungsaktion mit einer stattlichen Summe finanziell zu unterstützen. Ob die Aktion Erfolg haben wird? Die Antwort werden die Jäger wohl frühestens im Frühjahr liefern.

Birkwild soll wieder ausgewildert werden

14. April 2012: Seit mehr als 30 Jahren engagieren sich zahlreiche Jäger in den Eider-Niederungen für das Birkwild. Das ist anerkennenswert, aber es gibt die Tiere nicht mehr. Der Kampf scheint verloren. Doch es gibt Hoffnung. In diesem Jahr ist ein großes Projekt zur Auswilderung von Tieren aus Niedersachsen und Schweden geplant. Ältere Jäger geraten ins Schwärmen, wenn sie von der Balz des Birkhahns im Frühjahr sprechen. "Da war Leben im Moor", erinnert sich der 75-jährige Ernst August Ove, Jäger aus Dellstedt. Der Balzgesang klinge wie Musik in den Ohren. Das Kullern und Zischen sei kilometerweit zu hören gewesen. Und die Luftsprünge beim Kampf waren ein beeindruckendes Naturschauspiel, so Ove. Der Birkhahn wird in der Szene auch als "Schwarzer Ritter" bezeichnet. Der Name ist auf sein Kampfverhalten zurückzuführen. "Er verteidigt sein Revier bis zum Umfallen." Das Tier galt einst als der Charaktervogel des Landes. Sein Revier waren die Heide- und Moorlandschaften, in denen er geschützt leben konnte. Früher hat es sogar mehr Birkwild als Fasane gegeben. In guten Zeiten sollen es allein in Dellstedt 200 Tiere gewesen sein. Jäger schossen die Birkwildhähne. Das Fleisch sei eine Delikatesse gewesen. Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde eine Reglementierung eingeführt - pro Jäger ein Hahn im Jahr, mehr nicht. Doch die Aktion hatte kaum Erfolg. Die Schuld am Rückgang trifft nicht die Jäger, davon sind Ernst August Ove und seine Kollegen in Grün überzeugt. Das habe andere Gründe. Das Revier des Birkwilds hat sich verändert. Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung wurde der Vogel verdrängt. Und einen großen Rückschlag habe es im Katastrophenwinter 1978/1979 gegeben. Den meterhohen Schneeverwehungen waren damals viele Tiere zum Opfer gefallen. Nur vereinzelt hatte das Birkwild überlebt. 1980, gut ein Jahr später, versammelte Ernst-August Ove die Freunde des Birkwilds in Dellstedt. Es war die Geburtsstunde der Hegegemeinschaft Mitteleider. Ihr Ziel: In den Niederungen - auf einer Fläche von 44 000 Hektar - von Dellstedt bis Hamdorf und Tetenhusen sollte das Birkwild wieder angesiedelt und geschützt werden. Erst war der ehemalige Bürgermeister Ernst August Ove stellvertretender Vorsitzender dieser Solidargemeinschaft, seit mittlerweile 18 Jahren ist er Chef der Organisation. Aber inzwischen sucht er die Moorlandschaft vergeblich mit dem Fernglas nach Birkhähnen ab. Sie sind verschwunden. Seit Ende der 1980er-Jahre sind immer wieder Tiere aus niedersächsischen Zuchtstationen gekauft worden, um sie in Schleswig-Holstein auszuwildern. Ein kostspieliges Vergnügen. Pro Tier müssen mittlerweile 150 Euro bezahlt werden. In den Reihen der Jäger gibt es auch Skeptiker. Sie behaupten, das Geld würde zum Fenster hinausgeworfen. Der Kauf von Birkwild sei "Futtergeld" für Füchse und Habichte - ihren größten natürlichen Feinden. Ernst August Ove kann das nicht abstreiten, denn bislang hat keines der Tiere, die in den vergangenen Jahrzehnten ausgewildert wurden, lange überlebt. Meist sei dem Habicht das Birkwild "wie auf einem Teller serviert worden", heißt es. In großen Volieren wurden die Vögel in der Region gehalten, um sie nach wenigen Tagen in die Freiheit zu entlassen, doch der Habicht entdeckte sie im Nu. Manch ein Hahn überlebte nur wenige Minuten im neuen Revier. Vor wenigen Wochen erhielt der Birkwild-Retter Ove eine erfreuliche Nachricht vom Eider-Treene-Verband. In Schlichting sei ein Birkhahn gesehen worden. Bestätigen konnte er diese Meldung aber noch nicht. Doch sie gibt ihm und seinen Mitstreitern Hoffnung. Hoffnung für eine vermutlich letzte Aktion, von der in diesem Jahr viel abhängen wird. Die Kasse der Hegegemeinschaft ist mit 9000 Euro gut gefüllt. Zudem hat vor kurzem die Kieler Volksbank 7500 Euro für das Birkwild-Projekt gespendet. Im Herbst soll eine möglichst große Zahl an Tieren aus Niedersachsen und Schweden gekauft und in den Mooren rund um Dellstedt, Christiansholm und Sophienhamm ausgewildert werden. Einige Tiere sollen einen Sender erhalten, damit ihr Verbleib verfolgt und dokumentiert werden kann. Doch gegen Habicht und Fuchs hat der "Schwarze Ritter" kaum eine Chance. Das Duell wird das Birkwild allein nicht gewinnen können. Dafür braucht es die Unterstützung der Jäger. Gut 500 Füchse werden pro Jahr im Birkwild-Revier erlegt. Das reicht den Jägern um Ernst August Ove nicht, denn der Habicht darf seit einigen Jahren nicht mehr bejagt werden. "Solange sich daran nichts ändert, wird es hier auch in Zukunft keine Balzgesänge der Birkhähne mehr geben", sagen die Jäger.
Vereine Birkwild-Auswilderung: Foto von: Ralf Tiessen