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Hartshoper Moor
Das Naturschutzgebiet
Noch vor wenigen hundert
Jahren waren Hochmoore in
Schleswig-Holstein weit
verbreitet und bedeckten rund
drei Prozent der Landesfläche.
Heute sind diese in unserem
Land fast völlig verschwunden.
Auch das Hartshoper Moor hat
infolge Abtorfung und
großflächige Umwandlung in
Grünland bis auf wenige
Restflächen seinen
ursprünglichen
Hochmoorcharakter verloren.
Erste Maßnahmen zur
Entwicklung des Hartshoper
Moores hat das Unabhängige
Kuratorium Landschaft Schleswig-Holstein e.V. bereits vor 20 Jahren umgesetzt. Nach Ankauf weiterer Flächen durch die
Stiftung Naturschutz hat der Runde Tisch Hartshoper Moor 2007 die Wiedervernässung mit dem Ziel fortgeführt, das Gebiet in
einen natürlichen Zustand zu überführen (=renaturieren).
Vom Unland zum Brotland
Bis ins späte Mittelalter hinein wurden Moorgebiete meist nur in den Randbereichen landwirtschaftlich genutzt. Zwischen 1760
und 1765 wurde in Schleswig-Holstein und Jütland die Kolonisierung der riesigen ungenutzten Moorflächen systematisch
vorangetrieben. Ziel war, dem dänischen König neue Einnahmequellen zu erschließen und die Unabhängigkeit von anderen
Staaten zu vergrößern. Die in den Mooren und Heiden angesiedelten Bauern kamen aus Süddeutschland. Zumeist waren es
vorher sehr arme, einfache Knechte und Mädge, die sich mit der Aussicht auf eigenes Eigentum und Befreiung von Steuern und
Militärdienst locken ließen. Ihr neues Leben erwies sich jedoch als außerordentlich hart. Trotz staatlicher Zulagen gaben viele
Kolonisten ihre Höfe bald wieder auf. Der Spruch "Den Eersten sien Dod, den Tweten sien Not, den Drütten sien Brod" (Dem
Eresten der Tod, dem Zweiten die Not und dem Dritten das Brot) traf wie in allen Siedlungsgebieten hier besonders zu.
Moor- und Klimaschutz
Eine Nutzung von Mooren findet in Mitteleuropa
heute kaum noch statt. Dennoch nimmt ihre
Masse immer weiter ab. Ursache ist die
Zersetzung des durchlüfteten Torfes durch
Mikroorganismen. Entwässerte Moore,
Feuchtgebiete und abgeholzte Wälder sind für
rund 20 Prozent der weltweiten Freisetzung des
Treibhausgases Kohlendioxid verantwortlich. Die
Freisetzung von Nährstoffen führt zudem zur
Belastung der Eider und damit der Nordsee.
Der Schutz und die Wiedervernässung von
Mooren hat nicht nur eine Bedeutung für den
Arten- und Biotopschutz, sondern ist zugleich
aktiver Klimaschutz. Die Maßnahmen tragen
dazu bei, unseren Kindern eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen.
Ziele und Maßnahmen
Das Leitbild der Gebietsentwicklung im Hartshoper Moor orientiert sich an dessen früheren natürlichen Zustand vor dem Beginn
der Kultivierung. Bis auf die äußeren Randbereiche war das Moor damals weitgehend baumfrei und der Torfboden vollständig
wassergesättigt. Langfristig soll wieder ein lebendes und wachsendes Hochmoor entstehen.
Der in den vergangenen Jahren erfolgte Ankauf von Moorgrünlandflächen durch die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ist
wesentliche Grundlage für die Umsetzung des vom Runden Tisch Hartshoper Moor entwickelten und laufend fortgeschriebenen
Entwicklungskonzeptes.
Zur Wiederherstellung naturnaher Verhältnisse wird der Wasserspiegel im Gebiet allmählich angehoben. Hierzu werden Gräben
zugeschüttet und vorhandene Drainagen zerstört.
Von den Mitgliedern des Rundes Tisches wiederholt durchgeführte, räumlich eng begrenzte Entbirkungsaktionen erhalten den
offenen Charakter der Moorflächen.
Pflanzen- und Tierwelt
Die Vielfalt der Hochmoorflächen im
Hartshoper Moor ist Lebensgrundlage einer
speziellen Tier und Pflanzenwelt. Dank der
Erhaltungs- und
Renaturierungsmaßnahmen sind auf
einigen Teilflächen des Hartshoper Moores
noch Reste der ursprünglich offenen und
baumfreien Hochmooroberfläche erhalten
geblieben. Hier haben sich Heidekraut-
Gesellschaften ausgebreitet, in denen
Glockenheide, Wollgras und Besenheide
vorherrschen.
In den östlichen Randgebieten hat der
bäuerliche Torfstich einen kleinräumigen
Wechsel unterschiedlicher Lebensräume hinterlassen. Während nasse Bereiche von Feuchtheiden und torfmoosreichen
Moorwäldern besiedelt sind, haben sich auf trockenen Torfflächen artenarme Pfeifengrasbestände und Birken ausgebreitet.
Teilentwässerte Hochmoore und andere Feuchtgebiete wie Niedermoore haben heute eine zunehmende Bedeutung als
Ersatzlebensraum für Tierarten, die aufgrund der intensiven Nutzung und Entwässerung aus der modernen Kulturlandschaft
verdrängt werden. Neben Moorfrosch, Kreuzotter, Nordischer Moosjungfer und Gerandeter Jagdspinne finden im Hartshoper
Moor besonders viele Vogelarten geeignete Lebensbedingungen und ungestörte Rückzugsgebiete.