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Königsmoor
Renaturierung
3. Dezember 2014
Investition in Höhe von 2,2 Millionen Euro für den Naturschutz im
Königsmoor bei Christiansholm:
In Schleswig-Holstein gibt es nun eine neue Möglichkeit, die eigene
Treibhausgas-Bilanz zu verbessern. Anfang Dezember präsentierte die
Ausgleichsagentur des Landes „Moor-Futures“. Jedes dieser käuflichen
Klima- und Moorschutz-Zertifikate garantiert, dass über 50 Jahre eine
Tonne Kohlendioxid in einem Moor gebunden wird.
Die Moor Futures sind eine Idee aus Mecklenburg-Vorpommern, wo sie
ebenso wie im Land Brandenburg bereits im Verkauf sind. In den drei
Ländern gibt es viele Moore, die aber unter permanentem Druck der
Landwirtschaft und des Torfabbaus für Gartendünger stehen. Mit den
Moor-Futures soll das Gegenteil erreicht werden: Die Moore werden
wieder aufgebaut.
Wichtig ist das einerseits für die biologische Vielfalt, weil Moore sehr
spezielle Lebensräume sind, und andererseits für den Klimaschutz, weil sie Kohlendioxid speichern. In den nassen
Moorgebieten verrottet unter Sauerstoffabschluss ein großer Teil der abgestorbenen Pflanzen. Sie werden zu
kohlenstoffreichem Torf, der in intakten Mooren über die Jahrhunderte zu meterdicken Schichten wachsen kann.
Die Ausgleichsagentur gehört zur Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, die seit 1978 Flächen pachtet, um sie für den Natur-
und Artenschutz zu sichern. Die Agentur entwickelt und vermarktet 120 Öko-Konten zu unterschiedlichen Lebensraumtypen.
Wird bei einem Bauvorhaben im Land in die Natur eingegriffen, kann der Bauherr entweder selbst eine Ausgleichsfläche
suchen, genehmigen und aufwerten lassen – oder er kann Geld auf das Öko-Konto des entsprechenden Lebensraums
einzahlen.
Der Einzahler kann als Kompensationsmaßnahme auf ein fertiges Projekt zurückgreifen und finanziert mit seiner Zahlung
laufende oder zukünftige Projekte.
Anders als Zahlungen nach dieser Eingriffs-Ausgleichs-Regel ist der Erwerb von Moor Futures freiwillig. Einer der ersten Käufer
in Schleswig-Holstein ist die Büroartikel-Firma Hugo Hamann. „Als Traditionsunternehmen schauen wir auch in die Zukunft“,
sagt deren Geschäftsführer Wolfgang Sothmann. Seine Firma wolle einen Beitrag leisten, indem sie ihre jährlichen
Veranstaltungen klimaneutral macht. Dazu sei berechnet worden, was die Kunden bei der Anfahrt an CO2 erzeugten. Die
entsprechende Menge – 20 Tonnen – werde künftig mit Moor Futures kompensiert.
Ein Moor Future kostet ohne Mehrwertsteuer 54 Euro. Mit 16 Zertifikaten kann circa ein Hektar Moor aufgebaut werden.
Derzeit fließt das Geld in das Königsmoor bei Christiansholm im Kreis Rendsburg-Eckernförde.
Projektbeschreibung
Das Projektgebiet umfasst eine 68 Hektar
große Teilfläche des Königsmoores in der
Gemeinde Christiansholm, Kreis
Rendsburg-Eckernförde. Es ist Teil eines
insgesamt rund 1200 Hektar großen
Hochmoores, das im Verlauf des 20.
Jahrhunderts stark entwässert wurde.
Die Projektflächen wurden in der
Vergangenheit durch Gräben und
Drainagen entwässert um sie als
Grünland intensiv nutzen zu können. Mit
dem Erwerb der Flächen hat die Stiftung
Naturschutz auf extensive Nutzung ohne
Düngung und Grünlandpflege umgestellt.
Die negativen Wirkungen der
Entwässerung – wie Zersetzung des
Torfes und damit Entweichung von
klimaschädlichen Gasen – lassen sich
dadurch jedoch nicht aufhalten bzw.
rückgängig machen.
Daher werden im Zuge des Projektes
sämtliche Gräben und Drainagen in der
Fläche verschlossen. Zusätzlich werden flache Wälle aus Torf errichtet, die den winterlichen Niederschlagsüberschuss in den
Flächen zurückhalten und speichern, so dass auch im Sommer in Zukunft keine Trockenheit mehr herrscht. Auf den vernässten
Flächen wird sich zunächst eine Sumpfvegetation mit Röhricht, Seggen und Binsen einstellen, in Teilbereichen werden eventuell
auch Weidengebüsche wachsen. Da das Moor ausschließlich aus Niederschlagswasser gespeist wird, kann sich langfristig
wieder eine typische Hochmoorvegetation entwickeln.
Informationen zum Projekt sind unter anderem auch auf einem Flyer zusammengefasst: Moor-Futures
20. Januar 2014:
Zwei Jahre sind seit dem Start der Renaturierung im Königsmoor vergangen.
Rückblickend ist vielen noch die spektakuläre Bergungsaktion des versunkenen
Baggers in Erinnerung geblieben. Innerhalb der Gemeinde gab es
Meinungsverschiedenheiten, ob denn nun der mitten in den
Renaturierungsflächen angrenzende “2. Sandweg” an die Stiftung Naturschutz
verkauft werden soll. Details zu diesem Thema befinden sich in diesem
Internetportal unter der Rubrik “Bürgerentscheid”. Nun, zwei Jahre später, zeigt
das aufgestaute Wasser seine Wirkung, da die Stiftung die Wegeseitengräben
nicht mehr pflegt. Der 2. Sandweg ist überflutet. Ohnehin ist diese Straße offiziell von der Gemeinde entwidmet, das heißt, sie
darf als Straße nicht genutzt werden, und wenn doch, dann geschieht dies auf eigene Gefahr.
24. Januar 2012:
Im Stiftungsland Königsmoor zwischen Christiansholm und Hohn, Kreis Rendsburg-Eckernförde, brummen vier Bagger, um den
Wasserstand in dem binsenreichen und nassen Grünland wieder anzuheben. Wo bislang Galloways geweidet haben, werden
zahlreiche Erdwälle angelegt und alte Drainagen zerstört, die die Fläche künstlich entwässert haben.„Mit der Aktion wollen wir
möglichst viel Regenwasser auf der 62 Hektar großen Fläche halten, um in dem binsenreichen und nassen Grünland wieder
hochmoortypische Wasserstände herzustellen“, sagt Jutta Walter, Projektleiterin von der Stiftung Naturschutz Schleswig-
Holstein. Dem Konzept, das heute in die Tat umgesetzt wird, hat der Runde Tisch in Christiansholm bereits vor einem Jahr
zugestimmt. „Für uns ist es immer wichtig, Anwohner
und damit auch die Landwirte mitzunehmen. Ohne
diese Verankerung in der Region lassen sich derart
große Wiedervernässungen nicht umsetzen.
Übrigens: Wege und angrenzende Flächen werden
durch die Maßnahmen nicht beeinträchtigt“, so die
Biologin Walter weiter.Mehr Wasser im Boden ist
elementar, um das Wachstum von Torfmoosen
wieder anzukurbeln. Nur wenn sie wachsen, kann
sich der Hochmoorkörper regenerieren. Im Sommer
soll der zweite Bauabschnitt folgen und ein
angrenzender Bereich von 96 Hektar vernässt
werden. Dafür soll unter anderem ein großer
Graben, über den das Moor derzeit in den Hohner
See entwässert wird, geschlossen werden. „Dadurch
erwarten wir auch geringere unerwünschte Nährstoffeinträge in den See“, erklärt Walter.Einerseits leisten das Land und die
Stiftung Naturschutz hier im Königsmoor einen Beitrag zur Reduzierung des Klimakillers CO2, andererseits profitieren davon
auch seltene Vögel, wie Kranich, Großer Brachvogel und Bekassine. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des
Moorschutzprogrammes des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein und
dem EU-Förderprogramm „Euro-päischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“.Moorschutz ist
aktiver Klimaschutz: Intakte Moore, mit ausreichend Wasser versorgt, speichern das Treibhausgas CO2 und halten Nährstoffe
zurück. Hochmoore können etwa 0,24 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr und Hektar aufnehmen. Momentan werden weltweit durch
entwässerte Moore zwischen 15 und 20 Prozent der durch den Menschen verursachten Treibhausgase freigesetzt.