Königsmoor

Das Königsmoor bei Christiansholm zählte einst zu einem der größten Hochmoorregionen in Schleswig-Holstein. Es umfasste ursprünglich eine Fläche von 2000 Hektar. Im Zuge der Kolonialisierung von 1760 bis 1765 durch den dänischen König wurden Siedler, überwiegend aus Süddeutschland, angeworben. Diese siedelten die Verantwortlichen auf den öden Heide- und Moorflächen des Landes an – unter anderem auch rund um das Königsmoor. So entstanden unter anderem die Kolonien Christiansholm, Friedrichsholm, Königshügel, Königsberg und Julianenebene. Trotz staatlicher Zulagen gaben viele Kolonisten ihre zugewiesenen Höfe wieder auf. Ohnehin war es nicht möglich, das komplette Königsmoor zu kultivieren. Und so verblieb eine Fläche von etwa 650 Hektar im staatlichen Besitz.

Ab 1915 begann die staatliche Mooradministration mit der Kultivierung des verbliebenen, damals als nutzlos bewerteten Moorlandes. Erst waren es Kriegsgefangene, später Zuchthäusler, aber auch freie Arbeiter, die Gräben zogen und die Mooroberfläche umbrachen. Die alten Sandwege, auf denen die Gleise der Torfbahnen verliefen, und die alten Verwaltungsgebäude legen heute noch Zeugnis hiervon ab.

Moore sind durch ständigen Wasserüberschuss geprägte Lebensräume. Der Mangel an Sauerstoff im Boden bewirkt, dass abgestorbene pflanzliche Reste nicht vollständig zersetzt, sondern als Torf abgelagert werden. Erfolgt die Torfbildung im Einflussbereich von stehendem oder fließendem Grundwasser beziehungsweise durch Verlandung von Gewässern, handelt es sich um ein Niedermoor. Dieses ist immer besser mit Nährstoffen versorgt als ein ausschließlich von Regenwasser gespeistes Hochmoor.

Das Königsmoor ist in den vergangenen 4000 bis 6000 Jahren unter dem Einfluss eines niederschlagsreichen, verdunstungsarmen Klimas entstanden. Für sein Wachstum sind verschiedene Torfmoosarten verantwortlich, die sich ausschließlich von Regenwasser ernähren können. An die sehr sauren, nährstoffarmen Lebensbedingungen sind nur wenige hochspezialisierte Pflanzen und Tierarten angepasst.

Natürliche, ungestörte Hochmoore zeichnen sich durch einen kleinräumigen Wechsel von Bulten (Polster aus oft rot gefärbten Torfmoosen, die von Schneidigem Wollgras, Glocken-, Besen- und Rosmarinheide besiedelt sind) und Schlenken (von grünen Torfmoosrasen aufgefüllte Senken, in denen häufig Sonnentau, Schmalblättriges Wollgras oder Weißes Schnabelried wachsen) aus. Gestörte Moore dagegen werden von artenarmen Pfeifengrasbeständen oder Birkenwäldern beherrscht.

Teilentwässerte Hochmoore und andere Feuchtgebiete wie Niedermoore haben heute eine zunehmende Bedeutung als Ersatzlebensraum für Tierarten, die aufgrund der Nutzung und Entwässerung aus der modernen Kulturlandschaft verdrängt werden. In den strukturreichen Moorbiotopen sowie den neu entstandenen Vernässungsflächen aber auch den weiträumigen offenen, unverstellten Grünlandflächen des Königsmoores finden neben Moorfrosch und Kreuzotter eine große Zahl an Vogelarten geeignete Lebensbedingungen und ungestörte Rückzugsgebiete, um hier zu brüten, zu rasten oder zu überwintern. Das zählen unter anderem Kranich, Goldregenpfeifer, Blaukehlchen, Wasserralle, Bekassine, Rotschenkel oder der Große Brachvogel.

Im Königsmoor werden seit den 1970er-Jahren Maßnahmen zum Schutz von Arten und Biotopen umgesetzt. Sie dienten vor allem der Wiederansiedlung von Birkwild. Seit 2012 werden die für den Naturschutz angekauften Moorflächen großflächig umgestaltet. Die Finanzierung erfolgte über das Moorschutzprogramm des Landes Schleswig-Holstein mit Unterstützung der Europäischen Union.

Mit dem Bau von Verwallungen werden Einstaupolder geschaffen, in denen sich ein einheitlicher, von der Umgebung unabhängiger mooreigener Wasserstand einstellt, der möglichst wenig schwankt und nahe der Mooroberfläche liegt. Erste Erfolge sind an den hohen Wasserständen sowie der Rückkehr moortypischer Pflanzen- und Tierarten erkennbar. Die Vernässung ist zugleich aktiver Klimaschutz. Entwässerte Moore tragen wesentlich zur Freisetzung des klimaschädigenden Kohlendioxids bei. Bei hohen, moortypischen Wasserständen bleibt der Kohlenstoff im Torf gebunden.

NATURA 2000 ist ein länderübergreifendes Netz von Schutzgebieten. Rechtliche Grundlagen sind die Richtlinien der Europäischen Union zu Fauna-Flora-Habitat (FFH) aus dem Jahr 1992 sowie zum Vogelschutz aus dem Jahr 1979. Diese verpflichten die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union:

• Die biologische Vielfalt als natürliches Erbe eines der bedeutendsten Reichtümer Europas zu Gunsten aller zu schützen,
• Die wildlebende Tier- (Fauna) und Pflanzenwelt (Flora) in ihren natürlichen Lebensräumen (Habitate) zu schützen,
• Die wildlebenden Vogelarten, ihre charakteristischen Lebensgrundlagen und ihre Lebensräume zu erhalten.

Auch Teilbereiche des Königsmoores mit seinen Hochmoorresten und umgebenden artenreichen Feuchtgrünlandflächen gehören zu diesem europaweiten ökologischen Netzwerk. Ziel ist hier insbesondere, die moortypischen Lebensräume mit ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten und soweit möglich zu entwickeln.

Der Schutz und die Wiedervernässung von Mooren hat nicht nur eine Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz, sondern ist durch Verhinderung der Freisetzung klimaschädigender Gase zugleich aktiver Klimaschutz.